Ring, riiing…! Würdest du dich gerne von der Küchenuhr zur Arbeit anspornen lassen? Was zunächst nicht sehr angenehm klingt, ist eine wissenschaftliche erprobte Methode des Zeitmanagements, die du im Unterricht mit deinen Schülern anwenden kannst. Inspiriert von der Eier-Uhr in Tomatenform, kreierte der findige Wissenschaftler Francesco Cirillo noch als Student in den frühen 1990er Jahren die Pomodoro-Technik. Eine Arbeitstechnik, bei der man Aufgaben in Einheiten von 25 Minuten aufteilt. Darauf folgt eine 5-minütige Pause. Dieses Intervall-Arbeiten gilt heute noch sehr effektive Methode. Denn der Erfinder Cirillo glaubt : „You can make time your friend, not your enemy.“

Konzentration und Flexibilität werden gefördert mit der Pomodoro-Technik

Die Zeit zu seinem Freund zu machen, ist dies wirklich ein einfacher Weg, um mehr in kurzer Zeit zu schaffen? Die Anhänger der Methode sind überzeugt: man schult nicht nur die Konzentrationsfähigkeit, sondern auch die geistige Flexibilität. Denn die Anwender nutzen nach einer Arbeitseinheit die Pause zur Erholung, aber auch zur Abwechslung. Ursprünglich hat man die Methode für individuelle Arbeitsprozesse geschaffen. Heute ist es aber auch z.B. erfolgreich als Team Management Tool, das also einen ganze Gruppe von Mitarbeitern auf einen Arbeits- und Pausenrhythmus hin taktet.

Hallo, hier geblieben! Warum wir alle eine Aufmerksamkeitsdefizit haben

Der amerikanische Psychiater Edward M. Hallowell attestiert uns allen ein “Attention deficit trait”, ein Aufmerksamkeitsdefizit. Oder wie der deutsche Titel seines Bestsellers befindet, wir sind „zwanghaft zerstreut“ (1999). Das Wort des Fachmannes hat Gewicht, denn er lehrte zwanzig Jahre an der Harvard Medical School. Er kritisiert die Auswirkungen der digitalen Vernetzung auf unser Arbeits- und Privatleben. Denn unser Gehirn wird im täglichen Leben mit Informationen überflutet. Wir springen von einem zum anderen, hier noch eine Email beantworten, dort eine App checken, ohne eine Sache konzentriert und gut fertig zu stellen.

Home sweet home? Nicht fürs konzentrierte Arbeiten!

Die Pomodoro-Technik setzt dieser ständigen Verfügbarkeit von Informationen und Kommunikation unteilbare Arbeitseinheiten entgegen: man beschäftigt sich wirklich nur mit einer Sache. Aktuell ist besonders für Kinder die große Herausforderung, aus dem Home Schooling heraus produktiv zu sein. Amerikanische Studenten berichten in einer aktuellen Studie aus dem vergangenen Jahr von einem dramatischen Rückgang der Produktivität beim Arbeiten von zu Hause aus. Dies liegt vor allem daran, das Kinder zu Hause potentiell mehr Reizen ausgesetzt sind: Ob Lego, Netflix oder WhatsApp. Für das Gehirn sind dies Handlungsimpulse, denen man nur schwer widerstehen kann. So findet das Pomodoro-Prinzip aktuell bei Studenten wieder einen enormen Zulauf: große Aufgaben teilen sie wie eine Semesterarbeit in viele kleine „Work-Attacken“ . Und gleichzeitig entfernen sie störende Elemente so gut wie möglich und werden dabei einfach produktiver.

Smartphones machen uns dümmer?

Das Handy als größter ablenkender Übeltäter reduziert laut einer US-Studie nachweislich die Konzentration und Leistungsfähigkeit: 800 Smartphone-Nutzer sollten ihr Handy zufällig ausgewählt entweder auf dem Tisch, in der Tasche oder im Nebenraum lassen. Danach mussten Sie einige anspruchsvolle Tests am Computer bearbeiten. Alleine die Möglichkeit, das Handy greifbar zu haben, reduzierte signifikant die Leistungsfähigkeit der Testpersonen.

Endlich Zeit für Erholung

Wenn man die Pomodoro-Technik ausprobieren möchte ganz wichtig: „Pomodoro beschützen“ – wie es Forscher beschreiben. Das bedeutet, interne und externe Ablenkungen mit allen Mitteln zu vermeiden. Auch die Pause sehr ernst nehmen als Zeit der Erholung. Man darf also über die 25 Minuten nicht hinweg arbeiten, was zu Beginn schwer fallen kann. Stattdessen gönnt man sich eine Pause, spaziert im Zimmer, meditiert, liest einen interessanten Artikel. Das Gehirn wird dadurch entlastet und für seine Anstrengungen belohnt. Ring, riiiing, und plötzlich klingt es gar nicht mehr so unvorstellbar, sich von der Küchenuhr antreiben zu lassen?