„Mama, Papa, wozu brauche ich eigentlich Mathe?“. Das ist vermutlich eine der meistgestellten Fragen von Kindern an ihre Eltern. Na, wie antworten Sie darauf? Fällt Ihnen direkt etwas ein oder kommen Sie vielleicht ins Straucheln? Klar, das Argument mit Preisen und Rabatten beim Einkaufen beispielsweise kennen wir alle. Aber kann das einen Teenager überzeugen, sich freiwillig mit Wahrscheinlichkeitsrechnung, Pythagoras und Kurvendiskussionen auseinanderzusetzen? Natürlich gibt es auch Schülerinnen und Schüler, die von sich aus Spaß an Mathe haben. Immerhin kann es schon ein gutes Gefühl sein, komplizierte Gleichungen lösen zu können – so wie bei Rätseln. Dafür muss man Mathe natürlich aber verstehen. Leider gibt es eben auch viele Schülerinnen und Schüler, die sich in Mathe schwer tun. Spätestens dann fangen sie an zu hinterfragen, ob sich der Lernaufwand eigentlich lohnt und warum sie Woche für Woche in den Matheunterricht müssen. Also, wozu braucht man Mathe?

Die klassische Antwort: Mathe fördert Kompetenzen

Eine zugegebenermaßen sehr abstrakte, aber eben allgemeine Antwort auf diese Frage ist: Mathe fördert wichtige Kompetenzen – beispielsweise durch das Übertragen von Sachsituationen in mathematische Modelle, die anschließende Bearbeitung, und den Rückbezug auf die konkrete Sachsituation. Das wären unter anderem typische Sachaufgaben wie: „Jan ist dreimal so alt wie Ben. In vier Jahren sind sie zusammen 16 Jahre alt. Wie alt sind sie heute?“

Um die Frage zu beantworten, muss eine Gleichung aufgestellt, gelöst, und das Ergebnis im Anschluss im Sachzusammenhang gedeutet werden. Dabei wird nicht nur strategisches und analytisches Denken trainiert sondern auch die Fähigkeit, Probleme zu lösen und dabei nicht sofort aufzugeben (Stichwort: Frustrationstoleranz). Im Laufe der Schuljahre werden die entsprechenden Sachsituationen und die damit verbundenen Berechnungen bzw. Modellierungen natürlich zunehmend komplexer.

Fußball und Fliesen – Mathe ist alltäglicher als man denkt

Nun wird es wohl eher die wenigsten Kinder wieder für den Matheunterricht begeistern, wenn Sie ihnen etwas von analytischem Denken erzählen. Das ist wie gesagt ziemlich abstrakt. Versuchen Sie daher, Ihr Kind darauf aufmerksam zu machen, wo Mathe im Alltag überall vorkommt. Da findet sich nämlich weit mehr als das Rechnen mit Preisen im Supermarkt. Interessiert sich Ihr Kind zum Beispiel für Fußball? Dann überlegen Sie doch mal gemeinsam (wenn die nächste Auslosung für die Gruppenphase der Champions League ansteht) wie hoch die Wahrscheinlichkeit dafür ist, dass der FC Bayern gegen einen bestimmten Verein oder Vereine aus einem bestimmten Land spielt. Oder müssen Sie vielleicht demnächst Ihr Bad neu fliesen? Dann könnten Sie beispielsweise berechnen, wie viele Fliesen Sie für den Boden benötigen. Sie können natürlich auch einfach so berechnen, wie viele Fliesen Sie momentan in Ihrem Bad haben – das lässt sich dann direkt durch Zählen überprüfen. Das sind natürlich nur Beispiele. Achten Sie selbst einmal aktiv darauf, welche Situationen aus Ihrem Alltag sich noch in eine Matheaufgabe verwandeln lassen könnten!

Nicht nur Mathelehrer brauchen Mathe!

Besonders nachhaltig können Sie Ihr Kind für den Matheunterricht motivieren, wenn es bemerkt, dass es Mathe für seinen späteren Beruf brauchen wird, bzw. es zumindest ein Teil des Studiums oder der Ausbildung ist. Mathe ist nämlich für deutlich mehr Berufe relevant, als für den des Mathelehrers. Man nehme zum Beispiel einen Architekten: Winkel- und Flächenberechnungen, Maßstäbe für Modelle und vieles mehr sind Teilgebiete der Mathematik, die für diesen Beruf relevant sind. Aber auch Handwerker und Leute aus der IT- oder Wirtschaftsbranche sind auf Mathe angewiesen, Physiker ebenfalls. Überlegen Sie also gemeinsam mit Ihrem Kind, ob es schon Berufswünsche hat, für die Mathe relevant sein könnte. Und falls es noch keine konkreten Zukunftsvorstellungen hat, kann es immerhin nicht schaden, sich schonmal gewisse Fähigkeiten anzueignen. Vielleicht entscheidet es sich ja später doch für einen Beruf, in dem Mathe wichtig ist – genug davon gibt es schließlich.