„Hilf mir, es selbst zu tun.“ – Na, kommt Ihnen dieser Satz bekannt vor? Er ist das Motto der Montessori-Pädagogik, die von der Ärztin und Reformpädagogin Maria Montessori begründet wurde. Diese eröffnete 1907 das erste sogenannte Kinderhaus in Rom, woraufhin sich die Bewegung allmählich verbreitete und schließlich auch nach Deutschland gelangte. Heute gibt es hier rund 600 Kinderhäuser bzw. Kitas und etwa 400 Schulen. Aber was genau besagt die Montessori-Pädagogik und wie sieht der Alltag an solchen Schulen aus?

Die Grundsätze der Montessori-Pädagogik

Das oben genannte Motto „Hilf mir, es selbst zu tun“ bezieht sich streng genommen auf die erste von drei Entwicklungsphasen in der Montessori-Pädagogik. Trotzdem fasst es die Grundsätze sehr gut zusammen. Das Kind mit seinem individuellen Wissensstand steht im Mittelpunkt und soll dabei unterstützt werden, selbstständig Neues zu lernen. Die Erzieher oder Lehrer übernehmen hier die Rolle eines Beobachters und greifen erst ein, wenn das Kind einmal wirklich nicht weiterkommt. Aber auch dann unterstützen sie es vielmehr, die Aufgaben selbstständig zu lösen. So finden die Kinder oft andere, kreativere Lösungswege als die, die Erwachsene ihnen gezeigt hätten.

Die Freie Arbeit – ein wichtiger Bestandteil des Unterrichts

Aufgrund dieses Ansatzes gibt es in Montessori-Schulen keinen klassischen Frontalunterricht. Stattdessen kommen die Kinder in eine sogenannte „Vorbereitete Umgebung“. Hier finden sie verschiedenste Lernmaterialien, die meist speziell für den Montessori-Unterricht entwickelt wurden. Dabei können die Kinder sich aussuchen, womit sie sich beschäftigen wollen und wie lange. Häufig gibt es jede „Station“ nur einmal, damit das Sozialverhalten der Kinder gestärkt wird. So können sie beispielsweise gemeinsam an einer Aufgabe arbeiten und sich dabei gegenseitig helfen. Denn auch die typische Aufteilung in Klassenstufen fällt in Montessori-Schulen weg. In jahrgangsübergreifenden Lerngruppen können die jüngeren Schüler von den älteren lernen, aber auch umgekehrt. Denn letztere wiederholen bereits Gelerntes und trainieren, dieses Wissen auch anderen zu erklären.

Welche Abschlüsse können erworben werden?

Wie bereits erwähnt unterscheidet man in der Montessori-Pädagogik zwischen drei Entwicklungsphasen. Daher gibt es Kinderhäuser bzw. Kitas für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren, Grundschulen für die 6- bis 12-Jährigen und die Montessori-Sekundarstufe für Jugendliche von 12 bis 18 Jahren. Ein weiterer Unterschied zum klassischen Schulmodell findet sich hier neben dem Verzicht auf Frontalunterricht und eine Aufteilung in Jahrgänge vor allem in der Notengebung. Die typischen Noten von 1 bis 6 werden in Montessori-Schulen weitestgehend vermieden. Stattdessen erfolgen regelmäßige Reflexionsgespräche mit Eltern und Schüler, außerdem kann zum Beispiel durch das Führen eines Lerntagebuchs der Lernfortschritt verfolgt werden. Dabei steht die gesamte Entwicklung des Kindes im Vordergrund und nicht der tatsächliche Wissenstand.

Trotzdem können die Schüler alle gängigen Schulabschlüsse erwerben. Dies kann beispielsweise in Zusammenarbeit mit staatlichen Schulen oder durch spezielle weiterführende Angebote an Montessori-Schulen erfolgen. Auch ein vollständiger Wechsel an eine staatliche Schule ist möglich, für die Realschule und das Gymnasium ist dann eine Übertrittsprüfung sowie ein Probeunterricht notwendig.

Was muss ich beachten, wenn mein Kind eine Montessori-Schule besucht?

Zunächst ist wichtig zu erwähnen, dass Montessori-Schulen meist auf private Träger zurückgehen – sie werden also nicht oder nur teilweise staatlich finanziert und sind daher auf Elternbeiträge angewiesen. Wie hoch diese Beiträge ausfallen, ist von Schule zu Schule unterschiedlich. Informieren Sie sich deshalb am besten direkt bei der Einrichtung, für die Sie sich interessieren. Darüber hinaus sollten Sie sich bewusst sein, dass Montessori eben eine Pädagogik und keine reine Schulform ist. Es ist somit sinnvoll, wenn Sie als Eltern auch in der Erziehung zu Hause diese Grundsätze einfließen lassen. Sie können Ihrem Kind auch im Alltag beispielsweise eigene Entscheidungen überlassen. Gerade vermeintlich banale Dinge wie Jacke anziehen oder Schuhe binden können dann natürlich erstmal etwas länger dauern. Haben Sie aber etwas Geduld und nehmen Sie diese Aufgaben dem Kind nicht einfach ab, so kann das die Selbstständigkeit fördern.

Auch wenn Ihr Kind Nachhilfe nehmen sollte, ist es vielleicht sinnvoll, Ihre Ansätze kurz mit der jeweiligen Lehrkraft zu besprechen. So können Sie sicherstellen, dass alle einigermaßen am gleichen Strang ziehen.

Ob Sie sich letztendlich für eine Montessori-Schule entscheiden, hängt also ganz von Ihnen und Ihrem Kind ab. Sollten Sie sich dafür interessieren, informieren Sie sich am besten auf den Websites der jeweiligen Schulen über deren Angebote. Außerdem wird oft auch ein Tag der offenen Tür angeboten, an denen Sie einen Eindruck des Schulalltags dort bekommen können. So finden Sie bestimmt die richtige Schule für Ihr Kind!