Wortschatzarbeit – da denkt man vermutlich erst einmal an Fremdsprachen und das damit verbundene Vokabellernen. Schließlich ist sie auch im Unterricht hier am präsentesten. Woche für Woche gibt beispielsweise ein Englischlehrer neue Vokabelseiten im Buch zum Lernen auf. In regelmäßigen Abständen steht auch ein Vokabeltest an. Die Wörter bilden immerhin die Grundlagen der neu zu erlernenden Sprache. Daher legen wohl auch die meisten Eltern Wert darauf, dass ihre Kinder die Vokabeln gründlich lernen. Aber haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass die Schülerinnen und Schüler eigentlich in so gut wie allen Fächern ständig mit neuen Begriffen konfrontiert werden?

Vokabeln lernen auch in Deutsch?

Nehmen wir als Beispiel das Fach Deutsch – eigentlich eine Sprache, die der Großteil der Schulkinder auch zu Hause spricht. Natürlich heißt das aber noch lange nicht, dass sie automatisch über einen großen Wortschatz verfügen. Auf die Wichtigkeit des Lesens beispielsweise haben wir auf diesem Blog schon einmal hingewiesen, da es ungemein dazu beitragen kann, den eigenen Wortschatz zu erweitern.

In diesem Artikel soll es aber hauptsächlich um Fremdworte gehen: Prädikat, Possessivpronomen, Präposition. Klingt irgendwie alles ähnlich, außerdem verwenden wir diese Begriffe im Alltag nicht sehr oft. Geschweige denn, dass wir sie aufschreiben. Woher sollen die Schülerinnen und Schüler also plötzlich wissen, was diese neuen Vokabeln bedeuten, wie man sie verwendet und was die korrekte Schreibweise ist? Immerhin geben vermutlich die wenigsten Deutschlehrer Vokabeln zum Lernen auf. Kein Wunder also, wenn sich Ihr Kind – insbesondere auch nach dem Übertritt an die weiterführende Schule – von den neuen Fachbegriffen erst einmal überfordert fühlt.

Mind Maps und Eselsbrücken für Fachbegriffe

Genau hier kann dann Wortschatzarbeit helfen. Warum nicht diese Begriffe auf Karteikarten schreiben, mit Beispielen? Etwa so: Possessivpronomen = besitzanzeigendes Fürwort; mein, dein, sein. Die Begriffe können auch thematisch sortiert und in einer mind map festgehalten werden (beispielsweise eine mind map mit allen Pronomen). Eselsbrücken können hier, genau wie auch in den Fremdsprachen, helfen, eine Verknüpfung zu dem jeweiligen Begriff herzustellen.

Diese Methoden haben den Vorteil, dass sich Ihr Kind einmal intensiv mit den Wörtern auseinandersetzt, mit denen es im Unterricht konfrontiert wird und die es korrekt verwenden soll. Denn auch wenn es, insbesondere in den niedrigeren Klassen, regelmäßig Grammatiktests gibt, in denen zum Beispiel die Pronomen in einem Satz zu markieren sind, so geht doch oft nicht die nötige Vorbereitung damit einher. Man schreibt praktisch einen Vokabeltest, ohne die Vokabeln vorher gelernt zu haben.

Wortschatzarbeit in den Naturwissenschaften

Dieses Problem beschränkt sich aber natürlich nicht nur auf das Fach Deutsch, es kann auf so gut wie alle Fächer übertragen werden. Man denke nur an all die Begriffe im Mathematikunterricht, die im Laufe der Schuljahre immer mehr werden. Es geht los mit ganzen, natürlichen und rationalen Zahlen bis hin zu Tangenten, Katheten und Hypotenusen. Oder in Physik: Elektron, Proton, Gravitation und was genau ist eigentlich ein Inertialsystem? Auch wenn neue Begriffe im Unterricht meist mit der entsprechenden Definition eingeführt werden, kann Wortschatzarbeit zu Hause dabei helfen, die Bedeutung wirklich zu verstehen und nicht mehr zu vergessen. Außerdem wird die Rechtschreibung trainiert, die spätestens dann wichtig wird, wenn die nächste schriftliche Arbeit ansteht. Nur wenn Ihr Kind das Fachvokabular kennt, wird es sich am Unterrichtsgespräch beteiligen können. Denn wie Ingeborg Bachmann schon sagte: „Wofür ich keine Sprache habe, darüber kann ich nicht reden.“