Viele Eltern wollen unbedingt, dass ihre Kinder ein Gymnasium besuchen. Schließlich absolvieren sie hier am Ende ihrer Schulzeit das Abitur, mit dem alle weiteren Bildungswege offenstehen: Für ein Studium an einer Universität oder Hochschule ist das Abitur Voraussetzung, aber mittlerweile sogar auch für einige Ausbildungsberufe. Und wenn es nicht Pflicht ist, dann kommt es doch immerhin gut an und erhöht die Chancen auf einen Ausbildungsplatz, so die weit verbreitete Meinung. Aber was ist nun, wenn Sie merken, dass Ihr Kind auf dem Gymnasium vielleicht doch nicht so gut zurecht kommt? Ist es dann sinnvoller, mit allen Mitteln zu versuchen, die Noten noch zu verbessern oder doch auf einen Schulwechsel auf die Realschule zu wagen?
Erste Bestandsaufnahme: Welche Probleme hat Ihr Kind in der Schule?
Auch bei dieser durchaus wichtigen Entscheidung heißt es mal wieder: Es kommt darauf an. Denn nicht immer bedeutet ein Wechsel auf eine Realschule auch eine Entlastung für den jeweiligen Schüler. Je nach Klassenstufe und bereits gewählten Fächern muss nämlich unter Umständen einiges an Stoff nachgeholt werden. Deshalb sollten Sie sich zuerst genau anschauen, in welchen Fächern Ihr Kind Probleme hat und warum. Beziehen Sie dabei natürlich unbedingt Ihr Kind mit ein und sprechen Sie auch mit den jeweiligen Lehrern. Oder nimmt Ihr Kind vielleicht bereits Nachhilfe? Dann können Sie auch nach der Meinung des Nachhilfelehrers fragen. Er kennt seinen Schüler und dessen Probleme mitunter sogar am besten.
Die Gründe für schlechte Noten können schließlich ganz verschieden sein! Lernt Ihr Kind für ein Fach vielleicht bereits viel, schreibt aber trotzdem keine guten Noten? Dann könnte es auch sein, dass es falsch lernt. Oder weiß es eigentlich vor Prüfungen alles, bekommt dann aber häufig ein Blackout? Diese Probleme beispielsweise lassen sich häufig nicht allein durch einen Wechsel auf die Realschule lösen. Sollte sich bei den Gesprächen mit Lehrern und Schüler jedoch herausstellen, dass Ihr Kind zum Beispiel von der Menge des Stoffs schlichtweg überfordert ist und mit dem Lernen einfach nicht hinterherkommt, könnte ein Wechsel auf die Realschule sinnvoll sein.
So unterscheiden sich die Unterrichtsinhalte von Gymnasien und Realschulen
Dieser Wechsel nimmt nämlich häufig den Schülern eine gewisse Last von den Schultern. Sie verspüren einerseits nicht mehr den Druck, unbedingt das Abitur machen zu müssen. Auf der anderen Seite ist aber auch das Lernpensum meist niedriger und die Stundenpläne kürzer. Darüber hinaus wird selbständiges Arbeiten an Gymnasien tendenziell stärker gefordert, insbesondere in den höheren Klassenstufen. Außerdem ist der Stoff hier meist deutlich theoretischer als an Realschulen, da die Schüler auf das wissenschaftliche Arbeiten an der Universität vorbereitet werden sollen. Wenn sich also nach ein paar Jahren auf dem Gymnasium herauskristallisiert, dass diese Arbeitsweise nicht so gut zu Ihrem Kind passt – was natürlich überhaupt nicht schlimm ist! –, ist es vielleicht an der Realschule besser aufgehoben. Hier ist sind die Unterrichtsinhalte eher praxisorientiert und die Lehrer können sich meist mehr Zeit für die Schüler nehmen.
Achtung, jetzt wird es kompliziert: Warum die Fächerwahl eine wichtige Rolle spielt
Idealerweise stellen Sie dies bereits in der Unterstufe am Gymnasium fest. Hier ist der Wechsel an eine Realschule nämlich meist relativ unproblematisch, da sich die Fächer noch nicht so stark unterscheiden. An Realschulen wird bereits ab der 7. Klasse unter anderem BWL unterrichtet, außerdem ist Französisch als zweite Fremdsprache ab Jahrgangsstufe 7 Pflicht. Hat Ihr Kind also beispielsweise am Gymnasium in der 5. oder 6. Klasse Latein anstatt Französisch gewählt, wäre ein Wechsel an eine Realschule mit dem Beginn der 7. Klasse in dieser Hinsicht kein Problem. Latein wird zwar an Realschulen nicht unterrichtet, aber da Französisch wie eben erwähnt erst ab der 7. Klasse beginnt, hätte ihr Kind hier noch nichts verpasst. Würde es aber erst zur 8. Klasse wechseln, müsste es ein Jahr Französisch nachholen.
Wie viel Stoff bzw. welche Fächer genau nachgeholt werden müssen, unterscheidet sich also je nach Jahrgangsstufe, in die gewechselt wird, bereits gewählten Zweigen oder Fächern und natürlich von Schule zu Schule. Nicht jede Realschule bietet die gleichen Zweige an, daher sollten Sie sich vor einem Wechsel unbedingt bei verschiedenen Schulen informieren. Dort können Sie sich zu Ihrem konkreten Einzelfall beraten lassen und sich einen Überblick darüber verschaffen, wie viel Ihr Kind eventuell nachholen müsste.
Viele Wege führen zum Abitur!
Zum Abschluss sei noch einmal gesagt, dass Ihr Kind sich mit einem Wechsel auf eine Realschule nicht automatisch die Chance auf ein Abitur verbaut. Denn auch nach einem Realschulabschluss gibt es immer noch viele Möglichkeiten, eine (Fach-)Hochschulreife zu erwerben. Wenn Sie also das Gefühl haben, dass ein Schulwechsel Ihr Kind momentan entlasten würde, sollten Sie ihn in Betracht ziehen. Und wenn es dann vielleicht auf der Realschule wieder bessere Noten schreibt, steigt die Motivation, nach der 10. Klasse noch weiter zu lernen, womöglich ganz von selbst!
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