Neue Wege zu gehen, das lohnt sich nicht nur beim Spaziergang durch die Stadt, sondern auch für unser Gehirn. Durch wirkungsvolle Gedächtnistrainings kann man so neue neuronale Bahnen anlegen, wie Trampelpfade im Gehirn.  

Oh, wie schön ist unser Gehirn! Wenn wir es benutzen

Zahlreiche Studien zeigen positive Effekte von Gedächtnistrainings auf, wie es auch Heurekaaa! in München erfolgreich anwendet. Dies zeigt auch eine neuere Metastudie von der spanischen Forschergruppe um den Experimentalpsychologen González-Marqués aus dem Jahre 2018. Sie beschreiben, dass Gedächtnistrainings auf Transferleistungen aufgrund von Neuroplastizität abzielen.1 Also auf die fantastische Fähigkeit unseres Gehirns, ständig neue neuronale Verbindungen zu schaffen und damit unsere kognitiven Fähigkeiten zu verbessern. Unser Gehirn wird dabei oft mit einem Orchester verglichen, wobei das Musikstück durch das harmonische Zusammenspiel vieler Instrumente erzeugt wird. Gedächtnistraining kann hier das Orchester insgesamt vielstimmiger machen, und auch einzelne, wichtige Instrumente lauter machen. Und führt hoffentlich zu einem wohlklingenden Ganzen.  

Arbeitsgedächtnis verbessern

Das wichtigste Ziel des Gedächtnistrainings ist es dabei , das Arbeitsgedächtnis zu verbessern. Wir nutzen das Arbeitsgedächtnis für Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Wenn Sie diesen Satz zu Ende gelesen haben, sollten Sie sich noch an den Anfang des Satzes erinnern können. Dafür und noch viel mehr sorgt das Arbeitsgedächtnis. Es kommt nämlich auch beim logischen Schlussfolgern zum Einsatz und hilft uns, unsere Umwelt zu verstehen. Die meisten Studien, die die Forschungsgruppe um Simons und Boot 2016 zum Gedächtnistraining untersuchten, zeigten starke Effekte von Gedächtnistraining auf das Arbeitsgedächtnis auf. Sie fanden aber noch wenige Transferleistungen, das heißt, die erreichten Verbesserungen bezogen sich meist auf ähnliche Aufgaben.2 Neben der Wirkung auf unser Arbeitsgedächtnis werden dem Gedächtnistraining auch andere positive Effekte zugeschrieben: So beschreibt Binder in “Kopftraining – so bleibt ihr Gedächtnis fit” (2016), dass es als Mittel gegen negativen Stress wirkt.3 

Jedes Alter profitiert

Interessant ist dabei, dass Langzeitstudien aus den USA zur Neuroplastizitäüber die Lebensspanne belegen, dass es wirklich in jedem Alter gelingen kann, bedeutsame Lernfortschritte zu erzielen.4 Also haben auch Eltern und Großeltern keine Ausrede mehr, sondern sollten fleißig mit ihren Kindern und Enkeln mitüben. Die Wirksamkeit ist überzeugend und zahlreich belegt. So zeigte auch das Forscherteam um Melby-Lervåg von der Universität Oslo 2012 anhand von einer großen Überblicksstudie mit fast 90 untersuchten Publikationen, wie bedeutsam das Arbeitsgedächtnis für unseren IQ und unsere mentale Gesundheit ist. Besonders bei Aufmerksamkeitsschwierigkeiten, so schreibt die Forscherin, sind verlässliche Effekte durch Gedächtnistrainings zu erwarten. Allerdings brauchen diese immer wieder eine Auffrischung, sonst werden sie nicht für eine lange Zeit wirken.5  

Individuelles Gedächtnistraining braucht Feedback

Ein wirkungsvolles Gedächtnistraining sollte außerdem unbedingt auch auf den Einzelnen individuell angepasst werden. Bei Heurekaaaist Geschäftsführer Fabian Michel ausgebildeter Gedächtnistrainer des Bundesverbandes Gedächtnistraining e.V. und er entwickelte das Konzept dazu. Ziel ist immer, die Übungen vielfältig und individuell zu gestalten: zu Beginn wird ein Konzentrations-, Lerntypentest und eine Einschätzung zu den Voraussetzungen des Schülers/der Schülerin erstelltDie Nachhilfelehrer werden außerdem geschult, effektiv Feedback zu geben: Dabei fanden Burger und Eden in einer Studie, dass wertende verbale Rückmeldung beim Gedächtnistraining die intrinsische Motivation der Schüler steigert, weil dabei ihr Bedürfnis nach Kompetenzerleben und Autonomie befriedigt wird.6 Überraschend dabei ist, dass es die Eigenmotivation steigert, als sei die Aufgabe selbst für die Person wichtig. 

Ein bisschen Spaß muss sein

Wie auch der Schweizer Psychologe Martin zeigt, braucht Lernen einen sinnvollen Zusammenhang und soll vor allem Spaß machen, sonst ist es einfach nicht nachhaltig. Ein erfolgreicher Memory Manager’ steigert so langfristig seine Gedächtnisfähigkeiten.7 

So übten Grundschüler in einer britischen Studie von 2010 mit Hilfe eines anregenden Computerprogramms zum Gedächtnistraining im Rahmen des Unterrichts für nur 20 Minuten täglich, und das über 10 Wochen hinweg – und der Clou dabei: sie konnten sich die Aufgaben nach ihrem individuellen Interesse zusammenstellen. Die Ergebnisse zeigten, dass sich die Schüler nicht nur bei der Genauigkeit und der Rechengeschwindigkeit verbesserten. Sie hatten also aus den neuronalen Trampelpfaden in kurzer Zeit echte Datenautobahnen gemacht, die auch andere Gehirnregionen erreichten. Denn die Grundschüler zeigten zudem nach dem Abschluss des Experiments auch ein größeres Selbstvertrauen und eine erhöhte Zuversicht bei anderen schulischen Aufgaben.8 

 

1 González-Marqués, J. et al. (2018): Brain Training in Children and Adolescents. Is It Scientifically Valid? In: Frontiers in Psychology, 2018, Vol.9. 

2 Simons, D., Boot, W. (2016): Do Brain-Training” Programs Work? Psychological Science in the Public Interest 17:3, S. 103-186. 

3 Binder, P. (2016): Kopftraining. So bleibt Ihr Gedächtnis fit. Heidelberg 2016, S. 83. 

Schaie K., Baltes P. (1996): Intellectual development in adulthood: The Seattle Longitudinal Study. Cambridge 

Melby-Lervåg M., Hulme C., Redick, S. (2012): Is Working Memory Training Effective? A Meta-Analytic Review“. Dev Psychol. 49 (2), S. 270-291. 

6 Burgers, C., Eden, A. et al.: How feedback boosts motivation and play in a brain-training game, In: Computers in Human Behavior, Vol. 48, Juli 2015, S. 94-103. 

Martin, M.: (2012): Sinnvolles Gedächtnistraining, In: Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin.  

Miller, D., Robertson, D. (2010): Effects of Brain Training’ programme on computation and selfesteem. In: BJET, Vol. 41.2 (März 2010), S. 242-255.)