Wer an einem Gymnasium in Bayern einmal die Note 6 oder zweimal die Note 5 am Schuljahresende im Zeugnis stehen hat, bleibt sitzen. Je nach Klasse und Noten in den anderen Schulfächern, besteht manchmal noch die Möglichkeit zum Notenausgleich oder zu einer Nachprüfung. Grundsätzlich heißt es aber erstmal: Das Klassenziel ist nicht erreicht. Aber was ist, wenn Ihr Kind zwar ganz knapp noch vorrücken könnte, Sie aber das Gefühl haben, dass sich bereits große Lücken gebildet haben? Viele Eltern und Schüler stellen sich dann die Frage: Die Klasse freiwillig wiederholen – sinnvoll oder eher nicht?

Freiwillig wiederholen – geht das überhaupt?

In den meisten Fällen ist ein freiwilliges Wiederholen der Klassenstufe möglich. Die Erziehungsberechtigten müssen hierfür einen entsprechenden Antrag stellen. Dann kann das Kind sogar bis zu zwei Wochen nach Beginn des Schuljahres von einer der Jahrgangsstufen 6 bis 11 in die vorherige zurücktreten. Übrigens: Wer freiwillig wiederholt und dann das Klassenziel nicht erreicht – sprich, sitzenbleiben würde – darf aufgrund des früheren Zeugnisses dennoch in die höhere Klasse vorrücken.

Die Klasse wiederholen oder doch lieber die Schule wechseln?

Grundsätzlich klingt die Idee des freiwilligen Wiederholens erst einmal sinnvoll. Beim jeweiligen Schüler haben sich ein paar Lücken gebildet, also macht er die Klasse nochmal. So kann er den Stoff in Ruhe nachholen. Ganz so einfach, wie es klingt, ist es aber in vielen Fällen nicht. Deshalb sollten Sie sich eine freiwillige Wiederholung gut überlegen und vorher auch unbedingt mit den Lehrern sprechen – mit Ihrem Kind natürlich sowieso. Dabei sollten Sie versuchen herauszufinden, warum sich Lücken gebildet haben. Handelt es sich tatsächlich nur um ein vorübergehendes Defizit? Das klassische Beispiel ist hier wohl eine länger andauernde Krankheit, wegen der das Kind nicht zur Schule gehen konnte und deshalb viel Stoff verpasst hat. Dann könnte es tatsächlich sinnvoll sein, die Klasse noch einmal zu wiederholen.

Wenn sich aber herausstellt, dass Ihr Kind am Gymnasium grundsätzlich überfordert ist, weil es beispielsweise mit dem enormen Stoffumfang und dem mitunter hohen Leistungsdruck nicht zurechtkommt, sollten Sie auch einen Wechsel auf eine Realschule in Betracht ziehen.

Nur mit viel Motivation kann das Wiederholen etwas bringen!

Denn freiwilliges Wiederholen erfordert Selbstdisziplin. Sitzenbleiben ist häufig mit Frustration und Enttäuschung verbunden. Deshalb sollten Sie unbedingt darauf achten, dass die Motivation Ihres Kindes nicht zu stark sinkt. Denn nur wenn es wirklich den Stoff aufarbeiten will, klappt es auch. Natürlich hat es dann den anderen Schülern in der Klasse gegenüber einen gewissen Vorsprung, schließlich hat es alles schon einmal gemacht. Trotzdem sollten Sie Ihr Kind gezielt dabei unterstützen, die Lücken aus dem letzten Jahr auch wirklich zu schließen. Ansonsten kann es passieren, dass Ihr Kind genau den gleichen Stoff wieder nicht versteht. Vermitteln Sie Ihrem Kind die Wiederholung der Klasse also als Chance, den nicht verstandenen Stoff in Ruhe nachzulernen.

Warnzeichen frühzeitig erkennen

Meistens kündigt sich bereits zum Halbjahreszeugnis an, dass die Versetzung in Gefahr ist. Erkennen Sie dieses Warnzeichen und versuchen Sie, gemeinsam mit Ihrem Kind frühzeitig nach der Ursache der Probleme zu suchen! An dieser Stelle können Sie beispielsweise darüber nachdenken, für Ihr Kind einen Nachhilfelehrer zu suchen. So können im zweiten Halbjahr mit der notwendigen Motivation und der richtigen Lernstrategie die Noten noch verbessert werden. Eine freiwillige Wiederholung ist dann vielleicht gar nicht mehr nötig.